#!/usr/bin/perl print qq§Content-Type: text/html §;

Allgemein:


(neben Hermeneutik, Phänomenologie, ...)



Aussage A:

"Die Erziehung ist mit der Tätigkeit des Bildhauers zu vergleichen. Der Erzieher ist der Bildhauer, und der zu Erziehende die Marmorfigur, die der Bildhauer nach seinen Ideen und nach seinem Willen formt."

Aussage B:

"Nein! Ich finde eher, die Erziehung ist mit dem Gartenbau zu vergleichen. Der Erzieher ist der Gärtner, und der zu Erziehende die Pflanze; denn der Erzieher kann mit dem Kind nicht machen, was er will, sondern nur durch richtige Pflege die Anlagen entwickeln, die in dem Kind bereits gegeben sind."

Nun diskutieren A und B über ihre Thesen.

Dabei kommen sie zu diesem Ergebnis:

Einerseits sind im zu erziehenden Menschen bestimmte Dispositionen gegeben. Der Erzieher kann daher nicht - wie der Bildhauer - aus jedem Menschen alles machen. Andererseits aber bieten diese gegebenen Dispositionen einen Spielraum, innerhalb dessen der Erzieher - anders als der Gärtner - die Eigenschaften des Individuums beeinflussen kann.

Was Erziehung ist, läßt sich also nur durch eine "Verschränkung" der Faktoren "Mitgebrachte Disposition" und "Erziehereinfluß" bestimmen.

In ihrem Ergebnis ist ein Teil der Aussage A und ein Teil von Aussage B vorhanden.

1. A behauptet etwas,

2. B behauptet etwas,

3. in der Diskussion wird nach einer gemeinsamen Lösung gesucht.

1. "Thesis": "Der Erzieher ist ein Bildhauer."

2. "Antithesis": "Der Erzieher ist ein Gärtner."

3. "Synthesis: "Der Erzieher ist weder ein Bildhauer noch ein Gärtner. Vielmehr ist die Erziehung etwas, was nur in der Diskussion der beiden gegensätzlichen Thesen (Thesis und Antithesis) als "Verschränkung" der mit beiden Vergleichen gemeinten Sachverhalte zutage treten kann.


Was Dialektik nicht ist:

Natrium (Na) und Chlor (Cl) werden vereint und es entsteht als Synthese Kochsalz (NaCl)

Denn Na und Cl haben nichts miteinander zu tun. Sie beziehen sich nicht aufeinander. Beispiele aus der Natur sind grundsätzlich prekär.


Sokrates, Platon & Aristoteles









Stoa bis ins 16.Jhd




Kant & Schelling & Fichte





Hegel (1770-1831)

Dialektische Ontologie!









Für das sich Bewegende ist die Setzung des Anderen die erste Negation, die dann aber nicht so stehen bleiben darf, sondern wieder negiert werden muß: erst die Negation der Negation erreicht eine neue Einheit.

Oder noch anders gesprochen: In der ersten Negation wird das sich Bewegende sozusagen von außen angesehen und es wird (vom Verstand) festgestellt, daß in ihm noch etwas Anderes ist.

Alles, was eine Bestimmung hat, ist zumindest nicht eine andere Bestimmung, die es auch immer gibt: Eine Wiese ist eine Wiese dadurch, daß sie nicht der umgebende Wald oder Teich usw. ist.

Die zweite (vernünftige) Negation behält zwar bei (bewahrt es auf, hebt es auf), daß die Wiese nicht der Wald oder Teich ist. Sie weiß aber mehr: Sie schaut die Verstandesreflexion sozusagen von innen- aus dem Gegenstand selbst heraus - an: die Wiese ist nicht der Wald, weil auf ihr Gras und Blumen statt großer Bäume wachsen und so weiter. Das ist wieder eine qualitative Aussage über die Wiese selbst. Die zweite Negation ermöglicht also eine gleichzeitige Aussage über Unterschiede und die Qualitäten der Identität. Die Einheit von Unterschied und Identität erst ist der Witz HEGELscher Dialektik.

Wenn die ursprüngliche Identität durch die Unterscheidung hindurchgegangen ist, ist sie nicht mehr dieselbe wie vorher. Es hat eine Veränderung stattgefunden: im Geist (wie es Hegel erforschte), oder auch in der materiellen Realität (Evolution?), die sich ebenfalls dialektisch bewegt.

Bsp.: Im Verlauf unserer wissenschaftlichen Arbeit lesen wir ein Buch A, das wir in bestimmter Weise verstehen oder auch noch nicht richtig verstehen. Dann lesen wir ein Buch B und darauf, vielleicht nach längerer Pause, wieder das Buch A. Plötzlich sehen wir dieses Buch A "mit ganz anderen Augen": die Lektüre des Buches B hat uns Perspektiven des Buches A eröffnet, die wir vorher nicht wahrgenommen hatten. In diesem Falle wäre also die "Synthese" das "mit den Augen von B" gelesene Buch A.

Der Hinzutritt von B bewirkt, daß wir A sozusagen auf höherer Stufe sehen: wir sind scheinbar am Ausgangspunkt wieder angelangt und doch anderswo. Ein bildlicher Vergleich hierfür wäre eine Serpentine oder eine Straße, die schraubenförmig um den ganzen Berg herumführt: wir stehen wieder am selben Punkt und doch woanders, nämlich eine "Etage" höher.

Dieser dialektische Fortgang ist prinzipiell endlos.




Die formale Logik


Man muß den dialektischen Philosophen das Recht einräumen, eine spezifische - für ihre Zwecke brauchbare - Terminologie einzuführen. In der Bezeichnung des dialektischen Prinzips der Negation der Negation hat der Terminus >Negation< jedenfalls eine andere Bedeutung als der Terminus >Negation< in der Logik.


1. Es gibt genau ein Negat (A&acute;) zu einer Aussage (A)

2. A&acute; hat genau den umgekehrten Wahrheitswert zu A

wenn A wahr, dann ist A&acute; unwahr

wenn A unwahr, dann A&acute; wahr


Durch den in der Sprache verankerten Sinn der Negation können die durch den Satz A und durch den Satz A&acute; dargestellten Sachverhalt nicht gleichzeitig Tatsache sein. Dialektik folgt einer anderen Logik!

In der Umgangssprache wird dieser übergeordnete Begriff nicht immer explizit angeführt. Durch Nominalnegation kann z. B. der Begriff >Nichtraucher< gewonnen werden, der definiert werden kann als Klasse der Menschen, die nicht rauchen: d. h. als Komplement der Raucher in der Klasse aller Menschen. Zu beachten ist, daß die Nominalnegation eines Individualnamens (z. B. des Namens >Sokrates<) keinen Individualnamen ergibt, sondern auch nur eine Bezeichnung einer Komplementärklasse. >Nicht-Sokrates< bezeichnet nicht eine dem Sokrates zugeordnete negative Entität (= Größe), sondern den Rest einer gewissen Klasse (z. B. der Klasse der Menschen), aus der Sokrates herausgenommen wurde.

- Was ist die Antithese?

- Bsp.:

Huhn (Was ist Nicht-Huhn? Alle Federviecher ohne Hühner, oder alle lebendige Zweibeiner außer dem Huhn)

- Farbe (was ist die Antithese zu "Rot"? Eine Komplementärfarbe? Subtraktive Farbmischung oder additive F.?)

- Wie ist die Antithese definiert. Es gibt anscheinend keine Vorgehensweise aus der These die Antithese zu definieren! D.h. man kann fast beliebige Antithesen finden und entsprechend auch beliebige Synthesen bekommen. Bzw. zu jeder (gewollten) Synthese kann man eine Antithese finden!

Die Negation der Negation (Synthese).

Die Lehre von der Negation der Negation setzt einen Begriff der schöpferischen Negation voraus. Die Negation der Negation ist logisch bei den Dialektikern nicht vollständig definiert.

Für die dialektische Auffassung der Entwicklung - sei diese Dynamik als Prinzip der Negation der Negation oder als Dreischritt von These - Antithese - Synthese sprachlich beschrieben - sind vor allem zwei Momente entscheidend:

Als treibende Kraft des Prozesses tritt etwas auf, das als begriffliche Operation charakterisiert ist: als Negation der These oder als Setzung der Antithese in Gegenüberstellung zur These.

Daß diese schöpferische Negation und die These-Antithese-Beziehung in den Bereich von Gedankengebilden fällt, ist jedenfalls trotz der Unbestimmtheit der Operation oder Beziehung - offensichtlich.

Das Ergebnis - sei es der Negation der Negation oder der Synthese - ist etwas, das in gewisser Beziehung zu dem Objekt, von dem man ausgegangen ist, steht, und zwar mit ihm irgendwie verwandt, gleichzeitig aber von ihm verschieden ist. Das Ergebnis dieses dialektischen Prozesses wird als etwas Höheres und Besseres, immer aber als Fortschritt angesehen (gewertet). Es handelt sich also um einen Entwicklungsoptimismus, der jede Entwicklung als aufstrebende Spirale versteht.

Es wird durch die Lehre der Dialektik nicht bestimmt, wie man erkennt, was als These zu gelten hat, ebensowenig wie eine Regel aufgestellt wird, wie zu dieser These die Antithese, bzw. wie aus diesen beiden die Synthese bestimmt werden kann. Angesichts dieser - sozusagen absoluten - Unbestimmtheit wurde der dialektischen Methode mit Recht vorgeworfen, daß man mit ihr scheinbar alles, in Wirklichkeit aber nichts beweisen kann. Nicht nur das. Man kann auch zu jedem Ideal, das man vertritt, und für das man dialektisch als für den notwendigen Fortschritt plädieren will, eine passende These und Antithese auffinden, aus denen das Ideal als Synthese und Fortschritt folgt. Der Marxismus benützt so die Dialektik für die &raquo;Begründung&laquo; der klassenlosen Gesellschaft.

Nach demselben Muster läßt sich aber auch für den Monopolkapitalismus oder den Imperialismus plädieren. Als These kann man sich des feudalen Gesellschaftszustandes bedienen, als dessen Negation oder Antithese den Kapitalismus mit der bürgerlichen Freiheit und der Freiheit des Unternehmens und des Handels anführen; der Imperialismus mit Monopolkapitalismus läßt sich dann recht gut als Synthese aus Feudalismus und Kapitalismus beschreiben.


(Hegels Geschichtsdialektik ist Voraussetzung für die marxistische Weltauffassung)

Das regierende Prinzip der Weltgeschichte ist der "Weltgeist". Durch ihn wird der Ablauf der Geschichte bestimmt. Die handelnden Individuen sind lediglich seine "Geschäftsführer", die durch die "List der Vernunft", indem sie scheinbar ihre eigenen Zwecke verfolgen, dem Fortgang des Weltgeistes dienen; deshalb haben sie immer recht.

Die tatsächliche Geschichte interpretiert Hegel bildlich als "Lebenslauf" des Geistes mit Kindheit, Mannes- und Greisenalter. Hierbei sieht er zugleich wieder das dialektische Schema erfüllt: es gibt drei Zeitalter oder "Welten", die orientalische, die antike und die christliche Welt.


Damit die dialektische Dreiheit erhalten bleibt, werden griechische und römische Welt in einer Stufe zusammengefaßt. Das dritte, das christliche Zeitalter bringt "die Versöhnung des subjektiven Geistes mit dem objektiven" - womit die genaue Parallele zwischen dem Ablauf der Weltgeschichte und dem dialektischen Dreischritt der Hegelschen Geistesphilosophie (subjektiver, objektiver, absoluter Geist) erreicht ist.

In seiner Dialektik der bürgerlichen Sitte sind die wesentlichsten Züge der Marxschen Kapitalismuskritik enthalten.


Marx (1818-1883)

Historischer Materialismus!

Kapitalismus ist ein sich selbst organisierendes System. Das Kapital im Kapitalismus hat die Rolle des absoluten Subjekts und die Entfremdung der Menschen verursacht.

Dialektik wird bei Marx auch verstanden als:

Entwicklungsgesetz der menschlichen Geschichte als einer Abfolge von Entfremdungsstufen des Gattungswesen. Dieses Gattungswesen entwickelt sich zu Gesellschaftsformen weiter, bis es einen nicht-entfremdeten Zustand der Gesellschaft erreicht. Diese Gesellschaftformen lösen sich durch Revolutionen ab. Dialektik wird zum Bewegungsgesetz der Geschichte. Sie bildet die Grundlage des historischen Materialismus.


2. Die Geschichte hat mehrere Epochen durchlaufen, in denen die Klassenkampfsituation jeweils eine andere war. Zu unterscheiden sind:

- die Epoche der Sklaverei

- die Feudalzeit

- die Epoche der Bourgeoisie.

- und kommend die klassenlose Gesellschaft

Marx interpretiert die Wirtschaftsgeschichte als einen Konflikt zwischen den "Produktionsverhältnissen" und den "Produktivkräften". Die Produktionsverhältnisse sind die gegebenen rechtlichen und sozialen Ordnungen, die Produktivkräfte dagegen die lebendige Initiative der Menschen, die Neues schaffen wollen.


Das ist folgendermaßen zu verstehen. Jede Epoche ist durch Klassenkämpfe gekennzeichnet. In jeder Epoche gibt es einen Konflikt zwischen Produktionsverhältnissen und Produktivkräften, und die Lösung dieses Konfliktes bietet jeweils die neue Epoche: Aus dem Konflikt beider Faktoren in der Feudalzeit entstand der Kapitalismus - und aus dem gleichen Konflikt im Kapitalismus entsteht schließlich die klassenlose Gesellschaft. Wir können also sagen: im Sinne des dialektischen Schemas bringt die neue Epoche die Synthese, die aus den Antithesen der alten Epoche entsteht und selbst wieder zur These auf der neuen Stufe wird - indem nämlich der Ausgleich zwischen den Produktionsverhältnissen und den Produktivkräften der vorigen Epoche zu den ihrerseits wieder ausgleichsbedürftigen Produktionsverhältnissen der nächsten Epoche wird.

Unsere Zeichnung läßt es sehr anschaulich erkennen: bei Hegel sind die Zeitalter selbst die Glieder der Dialektik, bei Marx dagegen sind die Epochen lediglich die Stufen, auf denen sich jeweils die Dialektik vollzieht.

Bei Hegels wie bei Marx' Geschichtsphilosophie fällt uns nun eines auf: sie sind in sich abgeschlossen. In einem bestimmten Augenblick muß die Geschichte aufhören, weil das Schema eine Fortsetzung nicht vorsieht.

Bei Hegel ist das die Gegenwart. Das christliche Zeitalter ist als letztes Stadium der Dialektik notwendigerweise Abschluß der Geschichte: "der Geist kehrt zurück zu seinen Begriffen" - etwas anderes kann er nun offensichtlich nicht mehr tun, seine dialektische Bewegung ist unwiderruflich zu Ende. Hegels Geschichtsphilosophie ist eine Geschichtsphilosophie ohne Zukunft.

Den gleichen Mangel weist nun aber auch - bei näherer Beleuchtung - Marx' Geschichtskonstruktion auf.

Zwar: eine "Geschichtsphilosophie ohne Zukunft" ist Marx' Lehre keineswegs. Im Gegenteil: bei ihm ist ja alles auf die Zukunft ausgerichtet. Denn diese Zukunft ist die klassenlose proletarische Gesellschaft, die aus der gegenwärtigen kapitalistischen Gesellschaft durch die proletarische Revolution entstehen soll. Aber: diese zukünftige klassenlose Gesellschaft soll die letzte Stufe, die letzte Epoche der Geschichte bilden! Danach soll nichts Neues mehr kommen können.

Das ist nun allerdings auffällig. Denn wenn wir davon ausgehen, daß der Mensch und seine Gesellschaft in die Zukunft hin grundsätzlich offen sind, dann kann es offenbar auch keinen Abschluß der Geschichte, kein endgültig letztes Zeitalter geben. Dann muß sich ja der Mensch in unvorhersehbarer Weise immer weiter wandeln können, dann kann unmöglich eine klassenlose Gesellschaft das letzte Ziel sein.

Hier steckt ersichtlich ein Widerspruch in Marx' Geschichtskonzept, der es zur Metaphysik stempelt.

Wenn die Dialektik gesellschaftlicher Konflikte immer wieder neue Geschichtsepochen aus sich heraustreibt - warum soll dann dieser Prozeß nicht grundsätzlich unendlich sein, das heißt: beliebig viele Glieder haben? Warum soll dann ausgerechnet mit der vierten Epoche, der proletarischen, Schluß sein?

Natürlich hat Marx darauf eine einfache Antwort parat: Klassenkämpfe kann es nur solange geben, wie es Klassen gibt. Da es in der klassenlosen Gesellschaft aber keine Klassen mehr gibt, muß die Dialektik hier zum Stillstand kommen, wie ein Elektromotor, wenn man den Stecker aus der Wand zieht. Gerade weil die Geschichte durch Klassenkämpfe definiert ist, muß sie sich selbst aufheben, wenn es keine Klassen und damit keine Klassenkämpfe mehr gibt.

Wer sagt aber, daß sich aus klassenlosen Gesellschaften keine Klassen mehr bilden können (menschl. Probleme) und warum ist der Mensch in einer klassenlosen Gesellschaft wunschlos glücklich?




Engels (1820-1895)

Dialektischer Materialismus.




Lenin (1870-1924)




Gegenwart

Dagegen steht die kritische Theorie der Frankfurter Schule (Adorno, Habermas,...) in der Tradition von Hegel und Marx.

Jedoch hat die heutige Philosophie merklich Interesse an der Dialektik verloren!


Definitionen

Ontologie: Die Lehre vom Sein an sich





Literatur

Seiffert, Helmut: Einführung in die Wissenschafttheorie 2, 9.Auflage, Becksche Verlagsbuchhandlung, München, 1991

Heiss, Robert: Wesen und Formen der Dialektik, Verlag Kiepenheuer, Köln - Berlin, 1959

Annettes Philosophenstübchen: http://www.thur.de/philo/ , Internet, 1996

Weinberger, Ota: Dialektik und philosophische Analyse, in Topitsch, Ernst (Hrsg.), Logik der Sozialwissenschaften, Verlag Anton Hain Meisenheim, Königstein, 1980