#!/usr/bin/perl print qq§Content-Type: text/html §;

1. Einleitung

Die Ideen der waldensischen Bewegung, die seit ihrer Entstehung in den 70'er Jahren des 12. Jh. sich stark ausgebreitet hatten waren weder neu noch besonders revolutionär für diese Zeit. Im Gegensatz zu vielen anderen, meist radikalen religiösen Gruppen beschränkten sich die Waldenser auf ein einfaches Wanderpredigertum und den Aufruf zur Buße.

Doch obwohl sie sich immer innerhalb der kirchlichen Gemeinschaft sahen, wurden sie in den Augen der römischen Kirche innerhalb kürzester Zeit zu einer der gefährlichsten Häresien. Um zu klären, ob die Waldenser wirklich eine häretische Bedrohung der Kirche waren oder nur eine mißverstandene orthodoxe Gruppe, ist eine Betrachtung der Anfänge der Bewegung und des genuinen Waldensertums unerläßlich. Vor allem muß berücksichtigt werden, daß sich neben dem ursprünglichen Waldensertum in Südfrankreich ein weiterer, wenn nicht bedeutenderer Zweig der Bewegung in Italien gebildet hatte. Dort hatte das Waldensertum in der Lombardei unter dem Einfluß verschiedener religiöser Gruppen und den städtischen Kommunen eine eigene Lebens- und Glaubensform entwickelt. Die Auffassungen dieser Gemeinschaft standen vielfach im Gegensatz zu denen von Waldes und führten bald zu einem offenen Konflikt zwischen französischen und italienischen Waldensern. Auf der Konferenz von Bergamo wurde 1218 von den zwei Gruppen versucht, den Konflikt beizulegen. Ein Protokoll dieser Konferenz, auf dem beide Seiten ihre religiösen und organisatorischen Ansichten darlegten, wurde von den Lombarden als Brief an ihre Brüder in Deutschland gesandt. Dies macht den Text zu einem zentralen Dokument des Waldensertums, an dem sich die verschiedenen Entwicklungen der beiden Gruppen und der Sonderweg der lombardischen Waldenser deutlich aufzeigen lassen.

Die Quellenlage im Bezug auf die waldensische Bewegung stützt sich vor allem auf inquisitorische Schriften aus der Zeit der Verfolgung und ist deshalb meist unausgewogen. Dokumente aus der Feder der Waldenser selbst, wie das "Rescriptum", sind recht selten. Dennoch hat vor allem Kurt-Victor Selge hier mit seinem Werk "Die Ersten Waldenser" grundlegende Forschungsarbeit geleistet. Allerdings können hier auch neuere Forschungsergebnisse von Molnar und Grundmann, wie auch Schneider für das 13. und 14. Jh. zu zahlreichen, wenn auch nicht zu grundlegenden Ergänzungen herangezogen werden.

 

2. Der Beginn der Waldensischen Bewegung

Der wohl verläßlichste Bericht über die Entstehung der waldensischen Bewegung wurde von dem Zeitzeugen und Dominikaner Stephan von Bourbon überliefert.[1] Waldes, ein reicher Lyoner Kaufmann, beauftragte den Übersetzer Stephan von Anse und den Kopisten Bernhard Ydros damit, die Evangelien und einige andere biblische Schriften ins Romanische zu übersetzen. Über den Grund solch spontaner Religiosität gibt es mehrere Mutmaßungen, doch gibt hier Stephan von Bourbon die einleuchtendste Erklärung, wenn er schreibt:

"Quidam dives rebus in dicta urbe, dictus Waldensis, audiens evangelia, cum non esset multum litteratus, curiosus intelligere quid dicerent, fecit cum dictis sacerdotibus"[2]

Der Dominikaner erläutert hier, daß das Vorlesen des Evangeliums in der Kirche, das religiöse Interesse des Waldes, der des Lateinischen nicht hinreichend mächtig war, geweckt hatte. Deshalb hatte der wohlhabende Bürger den Wunsch, seine Kenntnis der Schrift durch Lektüre zu vertiefen. Als er schließlich die Übersetzung erhielt und sie auswendig lernte, kam er zur Einsicht, daß das Predigen des Evangeliums der einzige und wahre Weg sei, die evangelische Vollkommenheit nach dem Vorbild der Apostel zu leben. Unter diesem Vorsatz verkaufte, um 1177/78 er seinen Besitz. Seiner Frau hatte er zuvor einen Teil seines Vermögens übereignet und seine Töchter in das Stift Fontévrault eingekauft.[3] Das restliche Geld schenkte er den Armen und begann auf den Straßen und Plätzen Lyons zu predigen.[4] Da Lyon bisher kaum von Wanderpredigern besucht worden war, fand Waldes in Kürze viele Sympathisanten und Anhänger. Sie folgten seinem Beispiel und begannen ebenfalls, die Evangelien in der Landessprache zu predigen. Er versuchte dabei nicht Kleriker für sein Missionswerk zu gewinnen, sondern Laien, insbesondere solche aus einfachen Berufen wie z.B. Handwerker. Hier war die Kritik am Klerus am stärksten und er fand sofort begeisterte Anhänger, da er das äußerte; was die Menschen über den Klerus dachten.[5] Die Anfänge einer neuen religiösen Bewegung waren entstanden.

Nach Waldes Auffassung war jeder Christ, sofern er sich berufen fühlte, berechtigt, das Evangelium zu verkünden. Das Vorbild der Apostel wurde für die Berufung, die Waldes verspürte, grundlegend in seinem Denken und Handeln. Eine kirchliche Legitimation hielt Waldes für unnötig.[6] Die waldensische Gemeinschaft berief sich dabei auf Mk. 6, 7-9. Sie glaubten, den Auftrag der Apostel fortzuführen, indem sie predigten, nicht ansässig wurden und nichts auf den Weg mitnahmen, als einen Stab. Sie hatten kein Brot, keine Tasche und kein Geld bei sich. Konsequenterweise kleideten sie sich ebenso einfach wie die arme Bevölkerung und zogen paarweise predigend durch das Lyoner Umland. In Bezug auf Matth. 6, 19-34 wurde jeglicher Reichtum abgelehnt. Außerdem nahmen sie Abstand von körperlicher Arbeit, damit sie sich ganz der Tätigkeit des Predigens widmen konnten.[7] Nicht allein die Armut des Einzelnen stand im Vordergrund, sondern vor allem die Freiheit von familiären Bindungen, dem festen Wohnsitz, einer Berufspflicht und dem eigenen Besitz.

In der "vita religiosa" von Waldes war das zentrale Element die Predigt und das Recht des Predigens. Die apostolische Predigt der Waldenser hatte als einen Leitgedanken die Buße und als anderen, daß die Menschen ihre Erfüllung im Glauben nur durch gute Werke erlangen.[8] Den Gläubigen wurde in der Predigt deutlich gemacht, daß jeder einzelne für seine Sünden die Verantwortung trägt. Gleichzeitig lag es in des Hand des Gläubigen durch gute Werke sich die Möglichkeit zu erschließen, das eigene Heil zu erlangen.

Der Leitgedanke aus Apg. 5, 29 "Man muß Gott mehr gehorchen, als den Menschen" wurde von der ganzen Bewegung vertreten.[9] In letzter Konsequenz bedeutete es für die Waldenser, daß sie glaubten, ihren Missionsbefehl direkt von Gott erhalten zu haben. Hier entstand der zentrale Konfliktpunkt mit der römischen Kirche. Die Waldenser lehnten jegliche Einmischung der römischen Kirche, die gegen ihre eigene Auffassung verstieß, ab. Waldes war hier zu keinerlei Konzessionen bereit, obwohl er die Hierarchie der Kirche vollkommen anerkannte.

Waldes sah sich als orthodoxen Teil der römischen Kirche und erwartete, daß die Kirche seinen Standpunkt anerkannte.[10] Er kritisierte hingegen die Lebensweise des Klerus und forderte ihn auf, moralisch einwandfrei zu leben, sich voll seiner Berufung zu widmen und im Idealfall unter Aufgabe der ökonomischen Selbständigkeit in Armut zu leben.[11] Der Klerus war jedoch unfähig zur Selbstkritik, so daß Waldes den Klerikern vorschlug, nach seinem Vorbild auch ein einfaches Leben zu führen. Prinzipiell forderte aber nicht die unbedingte Armut des Klerus.[12]

Der große Zulauf, den die waldensische Lehre hatte, ergab sich vor allem daraus, daß mit dem Aufruf nach Buße und Beichte einem Verlangen in der Laienfrömmigkeit entsprochen wurde. Die Laien hatten das Begehren, das ewige Heil zu erlangen, und glaubten, daß sie durch ein bußfertigeres Leben der Hölle und dem Fegefeuer entgehen konnten. Die katholische Kirche konnte diesen Bestrebungen mit ihren Vorstellungen von Fegefeuer und dem komplizierten Ablaß- und Beichtsystemen nicht gerecht werden und nutzte die Situation, um materiellen Gewinn aus der Religiosität des Volkes zu schlagen. Doch damit trieb sie das Volk in die Arme der Wanderprediger. Waldes bot sich an, die diese seelsorgerische Lücke mit seiner geistlichen Autorität und intensiver Predigt zu schließen.[13] Die waldensische Konzeption der Bewegung unterschied sich von der monastisch-kanonischen Konzeption und von den Beispielen früherer Wanderprediger dadurch, daß der Gedanke einer "vita communis" in der Vorstellung einer "vita apostolica" völlig fehlte.[14] Dies bedeutete, daß aus waldensischer Sicht das Zusammenleben als Gemeinschaft, ein effektives Wirken der Mitglieder als Wanderprediger nur behinderte. Diese Vorstellung von Wanderpredigt unterschied auch sich deutlich von der anderer Wanderprediger wie z.B. Arnold von Brescia, durch den auffallend geringen Anteil von destruktiv-kirchenreformerischen Elementen. Diese forderten oft den offenen Widerstand gegen die Kirche und versuchten, die Bevölkerung für ihre Zwecke zu mißbrauchen.

Wenn derartige Tendenzen bei den Waldensern dieser Zeit zu finden waren, so äußerten sie sich nur in Form einer gemäßigten Kritik. Grundsätzlich wurden jedoch solche Ansätze durch den positiven Inhalt der waldensischen Predigt überflügelt.

 

3. Die Ausbreitung der Waldenser

Die rasche Ausbreitung dieser neuen religiösen Gemeinschaft kam nicht von ungefähr und wurde durch das wachsende Bedürfnis der Laien nach religiöser Fürsorge und Entfaltung gefördert. Schon zu Beginn der Bewegung zeigte sich diese Tendenz, die sich in den folgenden Jahren noch verstärken sollte. Gerade in den Städten fanden die Waldenser die meisten Anhänger, denn das Emanzipationsstreben der Bürger begann alle Bereiche des politischen und wirtschaftlichen Lebens zu erfassen.[15] Das Streben nach politischer Selbstverwaltung zog die Entwicklung einer eigenen Kultur und einer bürgerlichen Religiosität nach sich. Seit dem 12. Jahrhundert entstanden in den Städten Europas verschiedene religiöse Gemeinschaften, die sich um ein eigenständiges Leben bemühten.

Lyon war im 12. Jahrhundert eine blühende Fernhandelsstadt und besaß eine rasch wachsende Bevölkerung. Stadtherren waren der Erzbischof Guichard von Lyon und das Domkapitel, welche die Bürger in politischer Machtlosigkeit hielten. Mit ihrer machtpolitischen Orientierung hatte die Kirche somit für das Bürgertum keinerlei Attraktivität.[16] Waldes, dessen Tätigkeit sich hauptsächlich auf Lyon und Umgebung beschränkte, fand begeisterte Zuhörer. Der Erzbischof war zwar bereit, die Armutsbewegung zu tolerieren, verbot jedoch die Laienpredigt, da dies nur ordinierten Priestern erlaubt war. Waldes ließ sich aber auch durch dieses ausdrückliche Verbot nicht daran hindern, weiter zu predigen.

Im Bemühen, den uneinsichtigen Lyoner Erzbischof zu umgehen und eine Legitimation seines Wirkens direkt bei Papst Alexander III. zu erwirken, erschien, laut Stephan von Bourbon, Waldes 1179 mit einer Delegation vor dem 3. Laterankonzil.[17] Er bat für sich und seine Glaubensgenossen um Anerkennung ihrer religiösen Lebensform, legte das ins Romanische übersetzte Evangelium Papst Alexander III. zur Approbation vor und bat um die Erlaubnis, mit seinen Anhängern in der Öffentlichkeit predigen zu dürfen.[18] Die Delegation der Waldenser wurde zur Prüfung ihres Glaubens vor den englischen Prälaten Walter Map geführt, der sie mit einer geschickt gestellten Frage über die Trinitätsformel bloßstellte. Auf die Frage nach ihrem Glaubensbekenntnis, antworteten die Waldenser, daß sie an Gottvater, Gott-Sohn, den Heiligen Geist und die Mutter Christi glaubten. Doch mit Einschluß Marias in das Glaubensbekenntnis wurde deutlich, daß die Waldenser keine umfassende theologische Bildung besaßen. Der Glaube an irdische Geschöpfe, auch im Falle der Mutter Jesu, war nicht gestattet. Ebenso war seit dem Konzil von Ephesos 431 die Bezeichnung Marias als Mutter Christi zugunsten von Mutter Gottes geändert worden.[19] Trotz dieser offensichtlichen Blamage billigte Alexander III. den Waldensern die "vita apostolica" zu, entließ sie aber mit der Auflage, nur noch bei besonderen Anlässen und mit Genehmigung des örtlichen Klerus zu predigen. Dies kam jedoch aufgrund der bekannten Haltung des Lyoner Erzbischofs einem vollkommenen Predigtverbot gleich. Das Ziel, die Anerkennung, das Evangelium frei ohne hierarchische Aufsicht und ohne Investitur predigen zu dürfen, war gescheitert.[20]

Nach dem Tod Erzbischof Guichards im Sommer 1180 trat eine Verschärfung der Lage ein, als dessen Nachfolger Johannes Bellesmains eine radikalere antiwaldensische Politik zu verfolgen begann. Noch in dem selben Jahr mußte Waldes vor der Synode in Lyon unter Leitung des päpstlichen Legaten Heinrich von Marcy erscheinen. Ziel der Untersuchungen war, die Rechtgläubigkeit des Wanderpredigers zu prüfen. Hintergrund war die steigende Popularität häretischer Bewegungen, die in Südfrankreich reichen Zulauf fanden. Das Glaubensbekenntnis, das man Waldes zur Unterschrift vorlegte, war zum Ausschluß einer dualistischen Häresie nach katharischem Vorbild gedacht. Waldes gab in dieser Situation jedoch der Kirche keine Gelegenheit, gegen ihn vorzugehen. Er bekannte sich zur Einheit der Kirche, ihrer Schlüsselgewalt und der Unabhängigkeit der Sakramente von der Würdigkeit der Priester. Schließlich erkannte er auch die Nützlichkeit der Totenfürbitte an.[21] Damit schien es Heinrich von Marcy und Johannes Bellesmains gelungen, die Waldenser als spezifische Gemeinschaft in die Kirche einzuordnen. Die eigentliche Auseinandersetzung um die Rechtmäßigkeit der Laienpredigt war jedoch offengeblieben. In dem Glaubensbekenntnis zu dem sich Waldes bekannte, wurde die Frage seiner Predigertätigkeit nicht angesprochen.

In der folgenden Zeit verschärfte sich die Situation in Lyon erwartungsgemäß. Einen vom Erzbischof gestellten Praepositus zur Beaufsichtigung ihrer Gemeinschaft lehnten die Waldenser kategorisch ab.[22] Als zum Entsetzen des Klerus auch noch waldensische Frauen in der schnell wachsenden Gemeinschaft zu Predigen begannen, ließ 1182/83 der Erzbischof Johann Bellesmains die Gemeinschaft wegen Ursupation des Predigeramtes und Ungehorsams gegenüber dem Klerus exkommunizieren.[23] Er verbannte sie schließlich aus der Erzdiözese. Die Vertreibung aus Lyon wirkte sich jedoch für die Waldensische Bewegung positiv aus, sie bekam einen überregionalen Charakter und formte sich zu einer weiträumig aufgebauten sozial-religiösen Bewegung um.[24] Die Mehrheit der vertriebenen Prediger setzte ihre Missionstätigkeit im südfranzösischen Raum fort, wo sich Narbonne bald zu einem neuen Zentrum heranbildete. In verschiedenen Städten wurden Schulen gegründet, die das eigentliche Rückgrat der Bewegung bildeten. Diese "scholae" dienten nicht nur dem Treffen der Prediger, sondern auch als Zentren zur Ausbildung und der Ausgangsbasis für Missionsreisen.

Zwischen Katharern und Waldensern entbrannte in dieser Phase ein heftiger Kampf. Das Katharertum hatte mit seinen dualistischen Vorstellungen und der radikalen Ablehnung der römischen Kirche vor allem in Südfrankreich regen Zulauf erhalten. Mit der Unterstützung von Fürsten und Adligen war es der Bewegung gelungen, eine eigene Kirchenstruktur aufzubauen und den Einfluß der römischen Kirche weit zurückzudrängen. Obwohl die Kritik der Waldenser an der römischen Kirche oft die gleiche war, wie die der Katharer, erkannten die Lyoner Armen das theologische Fundament des Alten und Neuen Testaments an. Sie blieben zutiefst orthodox und lehnten dualistische, esoterische oder radikal asketische Tendenzen ab.[25] Die Armen von Lyon sahen als Teil ihres apostolischen Auftrages die Bekämpfung der katharischen Irrlehre. Vor allem der "Liber Antiheresis" des Waldensers Durandus von Osca, der eine Sammlung von antihäretischen Schriften enthielt, erreichte bald große Bekanntheit und diente als Hilfsmittel im Kampf gegen die Häresie. Die Heftigkeit des entbrennenden Kampfes war auch dadurch bedingt, daß beide Seiten davon überzeugt waren, ein besonders heiliges Leben zu führen.

 

4. Waldensische Mission in Italien

Die ersten waldensischen Kontakte in Italien ergaben sich wahrscheinlich schon 1179 auf der Fahrt der waldensischen Delegation nach Rom. Jedoch kam es erst nach der Vertreibung aus Lyon zu einer intensiveren Missionierung in der Lombardei. Vermutlich von Narbonne ausgehend kam es zu Missionsfahrten nach Oberitalien, wo die Waldenser gegen Ende des 12. Jahrhunderts in vielen lombardischen Städten zunehmend Anhänger gewannen.[26] Ihr Erfolg läßt sich daran messen, daß es bereits in den 90'er Jahren eine waldensische "schola" in Mailand gab. Weitere Zentren waren Legnano, Pavia, Piacenza, Bergamo, Cremona und Verona. Obwohl die waldensische Lehre nicht besonders für die Forderung nach politischen Rechten geeignet war, trug sie jedoch dem neuen Selbstgefühl der Bürger Rechnung. Dieses bestand neben Hunger nach Bildung und der Ablehnung bestehender kirchlicher Formen auch aus einer tiefen Religiosität. Die Städte der Lombardei hatten sich schon früh zu Aktionszentren von häretischen Gruppen entwickelt. Es kam zu einer partiellen Interessengemeinschaft von Bürgertum und Ketzern, da der Antiklerikalismus, von den Häretikern nicht hervorgerufen, wohl aber geschürt, im Kampf gegen das feudale Stadtregime eines Bischofs eingesetzt werden konnte. Der Widerstand der Städte gegen die Einführung der päpstlichen und kaiserlichen Ketzergesetze war zugleich Teil des Kampfes der Städte um ihre Unabhängigkeit gegenüber Papst und Kaiser.[27]

Die Anhänger der lombardischen Waldenser fanden sich vor allem unter den aufstrebenden sozialen Schichten, die auch die städtische "Kommune" bildeten. Es kann keinesfalls gesagt werden, daß die einfach lebenden Waldenser sich vornehmlich aus armen Bevölkerungsschichten rekrutierten. Dennoch standen die religiösen Lebensformen in einem Zusammenhang mit den zeitgenössischen Lebensbedingungen. Vor allem die Bürger versuchten in der neutestamentarischen Botschaft Lebensregeln für ihre aktuelle Situation zu finden.[28] Während Waldes radikal Reichtum und alles weltliche Tun verwarf, versuchten die lombardischen Armen in den veränderten sozialen und ökonomischen Bedingungen ein Stück Urgemeinde zu verwirklichen. Damit standen sie ihrer realen Umwelt weitaus näher, als Waldes mit seinen asketischen Vorstellungen eines Wanderpredigertums.

Die Berührung mit den verschiedensten religiösen Gruppen, die in den Städten Oberitaliens schon legal oder illegal wirkten, führte dazu, daß sich die Lehre und das Leben der dortigen Waldenser immer weiter von dem durch Waldes bestimmten Verständnis von Gemeinschaft entfernte. In der Lombardei agierten neben Katharern und kleineren häretischen Gruppen wie den Arnoldisten und den Speronisten auch die in Arbeiterkongregationen lebenden Humiliaten.[29] Die waldensischen Prediger erkannten die Arnoldisten und Humiliaten als Geistesverwandte, wie sie es in Frankreich nicht gegeben hatte. Dort hatte es nur die Katharer gegeben, von denen man sich offen distanziert hatte. Die Unterschiede zu den anderen hier verbreiteten Gruppen waren weit geringer und die lombardischen Waldenser wurden auch in den Häusern von Humiliatengruppen aufgenommen. Diese Bewegung war in der Lombardei schon weit verbreitet und lebte in Arbeitergemeinschaften, die ein Leben nach Art der Urkirche zu verwirklichen versuchten. Diese Lebensweise und religiösen Vorstellungen sollten die Ideen und die Lebensweise der lombardischen Waldenser bald stark beeinflussen.[30]

Auch die Gemeinschaft der Arnoldisten, benannt nach ihrem Gründer Arnold von Brescia, schien viel mit den Waldensern gemein zu haben. Auch diese beanspruchten das Predigtrecht nach apostolischem Beispiel, hatten Wanderprediger und lehnten den Besitz von Grundeigentum ab. Diese scheinbare Wesensverwandheit mit den Waldensern barg aber eine Gefahr in sich, da die Arnoldisten aktiv gegen die korrupte Kirche protestierten und das Risiko eines offenen Kampfes in Kauf nahmen. Folglich hatten sie bereits eine eigene Hierarchie entwickelt und eigene Priester eingesetzte.[31] Zu dieser Zeit waren die Waldenser im Vergleich zu den genannten religiösen Bewegungen aufgrund des weitgehenden Fehlens von innerer Organisation noch deutlich unterlegen. Die waldensische "vita religiosa" mit ihrer Ablehnung jeder Unterordnung auch innerhalb der Gemeinschaft und der Toleranz gegenüber der Kirche ließ ihre Popularität gegenüber radikaleren Bewegungen sinken.

Der intensive Kontakt mit anderen religiösen Gruppen zeigte schon nach kurzer Zeit Wirkung. Es drangen zunehmend radikale Elemente wie der Donatismus in die Gedankenwelt der lombardischen Waldenser ein. Die Vorstellung, daß nur ein würdig lebender Priester gültige Sakramente austeilen könne, war seit der Zeit Gregors VII. und der Pataria in Oberitalien bekannt. Es waren wohl vor allem arnoldistische Einflüsse, die diese Ideen den Waldenser nahebrachten.[32] Als Folge dessen wurde in der Gemeinschaft der lombardischen Waldenser Sakramente nicht mehr nur in Notfällen ausgeteilt, sondern mit der Überzeugung, daß man selbst würdig sei, dies zu tun. Über diesen Punkt ergaben sich bald heftige Dispute zwischen den Lyoner und den lombardischen Armen, doch bildete diese Entwicklung, die sich langsam bis zum Ende des 12. Jahrhunderts erstreckte, noch nicht den Anlaß zum offenen Bruch der zwei Gemeinschaften.

 

5. Das lombardische Schisma

Die langsame ideologische Entfremdung der zwei Gruppen wurde erst offensichtlich, als diese in Italien organisatorische Neuerungen nach sich zog, und es offensichtlich wurde, daß Waldes genuine Konzeption verletzt worden war.[33] Die "Lombardischen Armen" lebten im Gegensatz zu den französischen Brüdern in sogenannten Arbeiterkongregationen. Dies waren Gemeinschaften arbeitender Bürger oder Handwerker, denen "Perfecti", d.h. Prediger als Leiter und Seelsorger vorstanden. Im Unterschied zu den französischen Armen gehörten nicht nur die predigenden "Perfecti" zur eigentlichen Gemeinschaft, sondern auch eine Vielzahl von arbeitenden Mitgliedern und Freunden. Die Mitglieder dieser Gemeinschaften wurden oft von Webern gestellt, die in den vielen Textilbetrieben der oberitalienischen Städte arbeiteten. Das Leben vollzog sich im Rahmen einer festen Ordnung und war von Solidarität und Organisation geprägt.

Die letzte und verhängnisvollste Neuerung der italienischen Waldenser war die Wahl Johannes von Ronco aus Piacenza 1205 zum Vorsteher auf Lebenszeit. In den Augen von Waldes verriet dieser linke Flügel der Waldenser unter Johannes von Ronco damit die Hoffnungen und Ideale der ersten Stunde.[34] Die waldensische Gemeinschaft hatte schon früher die Bestellung eines "praepositus" als kirchlichen Aufsichtsbeamten abgelehnt und Christus zum alleinigen Herren der Gemeinschaft erklärt.[35] Waldes nahm schließlich diese Wahl zum Anlaß, die lombardischen Brüder noch in seinem Todesjahr 1206 aus der Gemeinschaft auszustoßen.

 

6. Die Lombardischen und französischen Waldenser auf der Konferenz von Bergamo

Im Mai 1218 trafen sich in Anlehnung an die 12 Apostel je 6 lombardische und 6 französische Abgeordnete in Bergamo.[36] Beide waldensische Gruppen befanden sich schon in der beginnenden offenen Verfolgung der Kirche und es schien geboten, eine Wiedervereinigung der Gemeinschaften zwecks eines besseren Überlebens zu erreichen. Begünstigt wurde dieses Ansinnen durch die Tatsache, daß sowohl Waldes als auch Johannes von Ronco mittlerweile verstorben waren, und der Weg für eine Wiederannäherung frei schien. Die Streitfragen, die auf dieser Konferenz diskutiert wurden, geben Aufschluß über die verschiedenen religiösen Standpunkte, die sich in den beiden Gemeinschaften entwickelt hatten.[37] Vor allem an drei Punkten läßt sich der beginnende oder schon fortgeschrittene Sonderweg der lombardischen Waldenser deutlich erkennen.

 

6.1. Die Arbeiterkongregationen ("laborancium congregacio")

Evangelischer Bezugspunkt war für die Lyoner Armen die Aussendungsrede Jesu (Mt. 10), während die lombardischen Armen sich an den Erfahrungen der ersten christlichen Gemeinden orientierten (Apg. 1-4).[38] Diese wollten bewußt die Alternative zwischen monastischem und weltlichem Leben überwinden und betrachteten Familie und Handarbeit als religiöse Lebensformen. Ein missionarisches Reisen nach dem Vorbild ihrer französischen Brüder war nach dieser Ansicht nicht erforderlich, wurde jedoch toleriert. Das Verbot des Tötens und der Eidesleistung schloß aber all jene aus, die irgendwie mit der Ausübung politischer Verantwortung oder staatlicher Gewalt zu tun hatten. Somit war die städtische Oberschicht in der waldensischen Bewegung kaum vertreten. Nach der religiösen Auffassung der lombardischen Armen reichte es vollkommen aus, mit den Brüdern und Schwerstern ein Leben in Arbeit und praktizierter Nächstenliebe zu führen. Der missionarische Geist der Lyoner wurde von den Lombarden also nur als Ergänzung und nicht als Alternative zu ihrer sachlichen Lebensweise angenommen. Die Anhängerschaft der lombardischen Waldenser fand sich vor allem bei Handwerkern und Arbeitern der damals bedeutenden Textilindustrie. Die waldensischen Gruppen, bestehend aus Familien und deren Freunden, wohnten, arbeiteten und beteten gemeinsam in ihren Häusern. Diese wurden von einem Vorsteher geleitet, der sie bei Rechtsgeschäften vertrat und ähnliche Rechte wie die eines Abtes ausübte. Dies war das Hauptärgernis für Waldes gewesen. In der Frage, ob ein Waldenser arbeiten sollte, war für ihn ein Kompromiß vollkommen ausgeschlossen. Nach Matth. 6, 24 war das Dienst an zwei Herrn und stand der Befreiung des Predigers von allen irdischen Dingen entgegen. So wird von ihm berichtet, daß er gesagt habe, daß es kein Frieden zwischen den italienischen Brüdern und ihm geben könne, wenn diese nicht ihre Arbeiterkongregationen auflösten.

" Tercio querimus de hoc, quod audivimus Valdesium dixisse, quod, cum de omnibus alüs esset pax et concordia inter eum et fratres ytalicos, nisi separarentur laborancium congregaciones - que tunc temporie erant in Ytalia - ita unus cum alio non maneret, pacem cum eo habere non possent ..."[39]

Waldes hatte wohl auch erkannt, daß diese Tendenz den Abstand zur katholischen Kirche vergrößern und sektiererische Tendenzen verstärken würde. Wie sich zeigte, hatten auch Probleme wie z.B. die Sakramentsverwaltung in solch einer Gemeinschaft einen ganz anderen Stellenwert als in der losen Predigergemeinschaft der Lyoner Armen.[40] Auch wenn zum Zeitpunkt der Konferenz dies noch nicht zu einer wesentlich kirchenkritischeren Einstellung der lombardischen Waldenser geführt hatte, so eröffneten diese Ansichten einen Weg für spätere Entwicklungen. Die Frage, ob es Arbeitergenossenschaften überhaupt geben dürfe, stellte 1218 auch für die französischen Armen kein Problem mehr dar. Diese hatten mittlerweile erkannt, mehr auf die Bedürfnisse ihrer Anhänger eingehen zu müssen, und daß die Mission von festen Stützpunkten erfolgversprechender erschien.[41] Obwohl Waldes selbst in diesem Punkt völlig unnachgiebig gewesen war, erklärten sich doch die Lyoner bereit, die Arbeiterkongregationen als besondere apostolische Lebensform anzuerkennen.

"Si aliqua persona consilium pauperum petierit volens in terreno labore permanere, detur illi consilium secundum deum et eius legem, si sola manere voluerit vel iungere se cum pluribus"[42]

Der Lebensstil der Gemeinschaft mußte sich den veränderten inneren und äußeren Gegebenheiten anpassen.

 

6. 2. Die Ordination von Dienern zu Sakramentsverwaltung ("ministrorum ordo")

Daß sich die Genossenschaft der Lyoner Armen zu einer ordensähnlichen Gemeinschaft und die lombardischen Armen sich in Richtung einer kirchenähnlichen Gemeinschaft entwickelten, zeigte sich eindeutig bei der Frage der Sakramentsverwaltung.[43] Die lombardische Meinung dazu war, daß Priester mit unwürdigem Lebenswandel das eucharistische Opfer nicht vollziehen könnten. Dieser Donatismus hatte sich bis zum Ende des 12. Jahrhunderts in der Gemeinschaft entwickelt und seit dem Schisma von 1205 radikalisiert. Obwohl die grundsätzliche Verwerfung der katholischen Kirche auf der Konferenz noch nicht zur Sprache kam, wurde mit dieser Ansicht das römische Priestertum faktisch abgelehnt, da es nach der Auffassung der Waldenser mehrheitlich einen lasterhaften Lebenswandel führte. Aus dieser Auffassung heraus wurde schließlich die Einrichtung eines eigenen Priestertums innerhalb der lombardischen Gemeinschaft legitimiert. Die Lyoner Armen nahmen dazu die orthodoxe Position Waldes ein. Die Ordination eigener "Diener" zur Sakramentsverwaltung war eine von den französischen Waldensern nur im Notfall geübten Vollzugs der "fractio panis". Diese vertraten den eindeutigen Standpunkt, daß nur ein katholischer Geistlicher, unabhängig von einer würdigen Lebensweise, Sakramente austeilen könne.

"Ad questionem que nobis facta fuit de panis fraccione sic credimus : a sacerdote ab ecclesia Romana ordinato, donec congregatio baptizatorum sustinet eum in offcio, sit iustus vel iniustus, si acceperit panem et vinum et eum benedixerit in commemoracionem corporis et sanguinis domini credimus, quod post benediccionem ab eo dictam corpus et sanguis fiat domini."[44]

Im Gegensatz dazu erfolgte bei der lombardischen Gemeinschaft bereits die Ordination eigener "Diener" zur Sakramentsverwaltung, namentlich der Eucharistiefeier. Sie erfolgte wie die römische Priesterweihe auf Lebenszeit und schuf damit dem römischen Priestertum eine dauernde Konkurrenz, während das genuine Waldensertum nur eine Ausnahmeregelung getroffen hatte und grundsätzlich an der Absicht festhielt, die Eucharistie von Priestern der katholischen Kirche zu empfangen.[45] Dies war das Hauptärgernis für Waldes gewesen, daß die Institutionalisierung den Bruch mit Rom endgültig machte. Bei den Lombarden war das Bewußtsein, zum Wirken als ein Stand der römischen Kirche berufen zu sein, erloschen.

 

6. 3. Die Vorsteherschaft ("preponimentum")

Die Frage der Vorsteherschaft bildete den dritten Problemkreis auf der Konferenz. Mit der Wahl Johannes von Ronco zum "praepositus" der lombardischen Gemeinschaft war ein wichtiger Grundsatz Waldes durchbrochen worden. Nach dessen Ansicht sollte es in der Gemeinschaft keinen Herrn geben, der für menschliches Gutdünken Gehorsamspflicht in Anspruch nehmen konnte.[46] Zu diesem Punkt wurde von Waldes eine eindeutige Stellungnahme überliefert. Es soll sein Wille gewesen sein, daß weder zu seinen Lebzeiten, noch nach seinem Tode einer der Brüder "prepositus" sein sollte.

"De hoc imprimis querimus a vobis fratribus ultramontanis, quod audivimus Valdesium dixisse videlicet se nolle aliquem in societate ultramontanorum aut ytalicorum fratrum fore prepositum in vita sua nec post mortem ..."[47]

Bei dieser Frage ging es um das Verfassungsprinzip der Gemeinschaft. Keiner sollte Herr des anderen sein, sondern allein Christus ihr gemeinsamer Herr. Die Autorität, die Waldes Zeit seines Lebens in Anspruch nahm, war die eines "Hüters der Regel" und kann am besten als charismatisch charakterisiert werden.[48] Die orthodoxe Position der französischen Waldenser wird um so deutlicher, als ein heftiger Disput um die Wahl der italiensichen Vorsteher Johannes von Ronco und Otto von Ramazello entbrannte, obwohl diese sich keinesfalls als Bischöfe im Sinne einer eigenen Kirche sahen. Zu dieser Zeit war es noch nicht zur Einrichtung eines dreifachen Ordos nach dem Vorbild der römischen Kirche gekommen und die Vorsteher waren zwar auf Lebenszeit gewählt, jedoch ohne absolute Leitungsgewalt.[49] Wichtige Fragen wurden nach wie vor von der Gesamtheit der Brüder, der "commune" entschieden, und eine hierarchische Struktur war noch nicht zu erkennen. Allerdings wurden auch hier Voraussetzungen für die spätere Entwicklung einer eigenen Kirche geschaffen. Die Lombarden setzten auf der Konferenz schließlich durch, daß jede waldensische Gemeinschaft das Recht hatte, ihre Prediger zu wählen. Die Lyoner Armen erkannten mittlerweile die Notwendigkeit einer institutionellen Spitze an. Man einigte sich darauf, daß jede Kommune selbst entscheiden könne über die Wahl von Vorstehern ("praepositi") auf Lebenszeit oder von Leitem ("rectores") für 2 Jahre.

" [...] quod commune nostrum et illorum congregatum in unum, socut dictum est cummuniter eligat prepositos eternaliter vel rectores ad tempus, secundum quod utilius communi videbitur vel amplius ad pacem pertinere."[50]

Die zweite Möglichkeit war als Konzession der Franzosen an die Lombarden gedacht, wobei die ersteren aufgrund der dargestellten Position ausschließlich von der Möglichkeit einer Wahl auf begrenzte Zeit, Gebrauch machten.

 

7. Waldenser in der Verfolgung

Seit dem 3. Lateranum 1179 hatte sich die Ketzergesetzgebung zunehmend verschärft, so daß gemäß einer Absprache zwischen Lucius III. und Kaiser Barbarossa die Exkommunikation automatisch die Reichsacht nach sich ziehen konnte.[51] Auf der Versammlung des IV. Laterankonzils 1215 wurde schließlich die Vernichtung des Ketzertums sanktioniert und der Kreuzzug als rechtes Mittel gegen Häretiker nachträglich gebilligt. Auch die Exkommunikation der Waldenser wurde für alle Zeiten bestätigt. Im 13. Jh. war die Kurie entschlossen die Häretiker durch Gewalt oder Einbindung in die Kirche auszurotten.

 

7.1. Die Rückkehr von Waldenser zur römischen Kirche

Der offenen Verfolgung der Waldenser durch die römische Kirche ging eine Phase aufrichtigen Werbens um die Rückkehr in den Schoß der Kirche voraus. Vor allem Bischof Diego von Osma versuchte mit einer Predigttätigkeit nach Art der Waldenser, das verlorengegangene Vertrauen in die Kirche wiederherzustellen. Angebote zu Disputen mit allen Arten von häretischen Gruppen wurden wahrgenommen, um die Ketzer gewaltlos zu schlagen. Die Waldenser boten bei diesen Bemühungen besonders günstige Angriffspunkte, da sie bei einer Vielzahl von Streitpunkten, nach wie vor eine orthodoxe Meinung vertraten. Der römischen Kirche gelang es schließlich, zwei waldensische Gruppen wieder zu integrieren.

Nach dem Disput von Pamier im September 1207, bei dem auch Bischof Diego von Osma teilnahm, entschied sich Durandus von Osca dafür, sich mit Rom zu versöhnen.[52] Innozenz III. gestand ihm zu, seine Wanderpredigten fortzusetzen und weiterhin in Armut zu leben.[53] Er gründete 1210 den neuen Orden der "katholischen Armen", nachdem er ein ähnliches Bekenntnis wie Waldes abgelegt hatte. Durandus Ziel war, die Ideale Waldes innerhalb der römischen Kirche zu vertreten. Allerdings hatte dieser Orden keine besondere Wirkung auf die innerkirchliche Erneuerung, so daß er sich nach seiner Auflösung 1245 mit den Augustinern vereinigte.

Ähnlich erging es der Gruppe um Bernhard Prim, der in Südfrankreich und der Lombardei Anhänger hatte. Nachdem er sich 1210 dem Papst unterworfen hatte, gründete er den Orden der "versöhnten Armen", der eine Zeitlang wirkungslos in Oberitalien agierte.[54] Auch er hatte wie Waldes und Durandus ein Glaubensbekenntnis zur Bedingung der Versöhnung mit dem Papst unterschrieben.

 

7. 2. Die offene Verfolgung durch die Kirche

Seit dem Beginn der waldensischen Predigertätigkeit waren Verfolgungen, Enteignungen, Vertreibungen und Exkommunikationen vorgekommen. Auch die Ausweisung der Gemeinschaft aus Lyon durch Erzbischof Johannes Bellesmains 1182/83 hatte noch keine dramatischen Folgen für das Wirken der Waldenser. Diese ergaben sich erst mit dem Albigenserkrieg, als die Verfolgung an Kraft und System gewann.[55] Ebenso wie die Albigenser wurden auch die Waldenser an die Peripherie der Christenheit drängt. Unter diesem Eindruck begriff man auch bei den französischen Waldensern, daß die innere Struktur der Gemeinschaft gefestigt werden mußte. Es fanden jährlichen Treffen statt, die bald zu festen Institutionen wurden. In der 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts kam es zu einer starken Abnahme der waldensischer Gruppen unter dem Eindruck der kirchlichen Gegenreaktion in Gestalt der Bettelorden und der Inquisition. Es hatten sich nun ausreichend Möglichkeiten ergeben, sich innerhalb der Kirche zu Gemeinschaften und Bruderschaften zusammenzuschließen.

Bei den lombardischen Waldensern kam es aufgrund zunehmender Verfolgungen und dem schon beschriebenen Einfluß anderer häretischer Gruppen zu einem Radikalisierungsprozeß. Dieser führte Mitte des 13. Jh zum Anspruch, die "Ecclesia Dei" zur repräsentieren, und bewirkte die Ergänzung der Hierarchie durch gewählte Diakone und Bischöfe.[56] Mangels der Möglichkeit, ihre Geistlichen nach dem Vorbild der römischen Kirche zu legitimieren, beriefen sich die lombardischen Waldenser bei der Wahl ihrer Priester und Bischöfe darauf, daß diese ihr Amt von der Gesamtheit der Brüder übertragen bekommen hätten. Der Kampf der übrigen Waldenser gegen den Feudalklerus veränderte sich mit der Wende des 13./14. Jh. zu einer Verdammung aller Katholiken.[57] Arbeiterkommunen konnten schon seit der Mitte des 13. Jh. kaum mehr praktiziert werden. Eine Gewinnung der katholischen Massen war nicht mehr geplant und der expansive Geist wurde aufgegeben. Angesichts der ständigen Verfolgung kam es zu einer Angleichung der Lebensweise und der Gemeinschaftsform der französischen und italienischen Waldenser. Der Versuch der Lombarden eine Kirche zu sein, mußte so scheitern.

Mit dem Beginn der Verfolgungen verlagerte sich die Wirksamkeit der Waldenser in den Untergrund. Predigt, Gemeinschaftsleben, Versammlungen und Gottesdienste waren nur noch schwer möglich. Ein kleiner Kreis von Predigern zog nachts verkleidet durch das Land, kleine geschlossenen Gemeinschaften besuchend, die seine Predigt hörten und ihm beichteten. Auch die französischen Waldenser lehnten jetzt die katholische Kirche ab. Diese Sondergemeinschaft war am Beginn des 14. Jh. kein Predigtorden oder Gegenkirche, sondern eine Sekte, die jenen Teil der Laienfrömmigkeit repräsentierte, der in die institutionelle Kirche nicht integriert werden konnte. Derart ausgegrenzt identifizierten sich die Waldenser bald mit dem Jüngerkreis und der Urgemeinde des Neuen Testaments, die gleichsam von den Pharisäern und Schriftgelehrten der damaligen offiziellen Kirche ausgestoßen und verfolgt wurden.

In der 2. Hälfte des 14. Jh. verschwanden die Waldenser nach langen Jahren der Inquisition endgültig aus Südfrankreich.[58] Das Gros der Bewegung war schon den Verfolgungen während der Albigenserkreuzzüge zum Opfer gefallen. Auch in der Zeit der Verfolgung blieben die Waldenser missionarisch tätig und breiteten sich vor allem in den kottischen Alpen aus. Doch geschah dies weniger offen und mit weniger auffälligen Methoden. Wie andere religiöse Minderheiten wurden die Waldenser sozial deklassiert und heimatlos gemacht. Immer auf der Flucht hatten sie nur wenig zu verlieren. Ab 1232 waren acht Inquisitoren auf Anordnung Papst Gregor IX. in der Lombardei auf der Suche nach Waldensem. Im Jahre 1304 waren es schon zehn. Im 14. Jh. fanden sich italienische Waldenser fast nur noch im Piemont, wo sie die Verfolgungen überdauern und sich schließlich der Reformation anschließen sollten.[59]

 

8. Schlußbetrachtung

Die Entwicklung des Waldensertums läßt sich in drei Abschnitte gliedern. Die erste Phase reicht von dem Beginn der Mission Waldes bis zum Ende des 12. Jh. In dieser Zeit wurde das Waldensertum innerhalb der Kirche geduldet bis es schließlich zu seiner eindeutigen Verurteilung kam. Der zweite Abschnitt erstreckt sich über die folgenden 30 Jahre, bis zum Beginn der systematischen Verfolgung in Südfrankreich, Norditalien und Deutschland. Schließlich folgte der dritte Abschnitt, in dem das Waldensertum in den kottischen Alpen das Mittelalter überdauerte.

Die Zeit zwischen der offiziellen Verurteilung durch Papst Lucius III. und dem Beginn der offiziellen Verfolgung war die Phase größter geographischen Ausdehnung und dynamischster innerer Entwicklung des Waldensertums, denn trotz der Verurteilung konnten die Waldenser weiter missionieren. Doch die große Ausbreitung der waldensischen Gruppen und die Verurteilung durch die Kirche führten zu inneren Spannungen. Der lombardische Zweig der waldensischen Bewegung entwickelte unter dem Einfluß von anderen häretischen Gruppen eine beträchtliche Eigendynamik. Gegen den ausdrücklichen Willen von Waldes wandelte sich in Italien das Waldensertum von einer lockeren Gruppierung von Wanderpredigern zu einer geordneten Gemeinschaft, die begann eine eigene Hierarchie aufzubauen und selbst Sakramente zu verwalten.

Die französischen Waldenser begriffen sich hingegen als eine orthodoxe Gemeinschaft innerhalb der römischen Kirche. Die Gemeinschaft bestand aus einer losen Gruppe herumziehender Wanderprediger und beachtete, außer dem Verbot der Laienpredigt, die kirchlichen Dogmen. Waldes hatte in dieser Gemeinschaft eine zentrale Bedeutung und hielt diese Kraft seiner Autorität zusammen.

Nach dem Tode Waldes und unter dem Eindruck erster Verfolgungen schien die Wiedervereinigung der lombardischen und französischen Waldenser möglich. Aber auf der Konferenz von Bergamo (1218) erkannte man nur die gewachsenen Unterschiede. Einigungen, sofern sie über die drei Hauptpunkte : Ordination von Diener zur Sakramentsverwaltung, Wahl von Vorstehern und Organisation von Arbeiterkongregationen erreicht wurden, stellten nur vorläufige Zugeständnisse dar. Die sich während der Konferenz von Bergamo abzeichnenden Unterschiede der zwei waldensischen Gruppierungen erwiesen sich in der folgenden Zeit als unüberbrückbar und verstärkten sich weiter. Einen großen Anteil an dieser Entwicklung hatte vor allem die starke Verfolgung durch die Inquisition, welche die Waldenser zunehmend an den Rand der Gesellschaft drückte. Schon nach wenigen Jahren der Verfolgung waren die Unterschiede zwischen französischen und lombardischen Waldensern deutlich gewachsen.

Die französischen Waldenser hatten sich zu einer ordensähnlichen Gemeinschaft entwickelt, die sich weiterhin bemühte mit einem Mindestmaß an Organisation den Gläubigen das Evangelium zu predigen.

Die lombardischen Armen hingegen stellten eine vollkommen andere Lebens- und Gemeinschaftsform dar, die sich nicht am Ideal des Jüngerkreises sondern an der Lebensauffassung der Urkirche orientierte. Die lombardischen Armen beabsichtigten die Alternative zwischen monastischem und weltlichem Leben zu überwinden, indem sie Familie und Handarbeit als religiöse Lebensformen entdeckten. Damit hatte der lombardische Zweig der Waldenser jedoch bereits eine Art Gegenkirche nach Vorbild der Katharer aufgebaut.

Nachdem das französische Waldensertum schon im Zuge des Albigenserkreuzzuges weitgehend vernichtet worden war, wurden die lombardischen Brüder, die nun offen häretische Lehren vertraten, zum Ziel kirchlicher Gegenreaktionen. Das eigentliche Waldensertum überdauerte die folgenden Jahrhunderte in den kottischen Alpen, bis es sich der Schweizer Reformation anschloß. Die Ideen der waldensischen Bewegung wirkten jedoch bis in die Neuzeit auf viele reformatorische Gruppen und Bewegungen.
 

9. Quellen und Literatur

ERBSTÖSSER, MARTIN : Sozialreligiöse Strömungen im späten Mittelalter, Forschungen zur mittelalterlichen Geschichte, Band 16, Berlin 1970.

ERNST, WEMER / MARTIN ERBSTöSSER : Ketzer und Heilige : Das religiöse Leben im Hochmittelalter, Wien u.a.1986.

FEARNS, JAMES : Ketzer und Ketzerbekämpfung im Hochmittelalter, Göttingen 1968.

GRUNDMANN, HERBERT : Religiöse Bewegungen im Mittelalter, Darmstadt 1970.

JAKOBS, HERMANN : Kirchenreform und Hochmittelalter 1046 - 1215, Oldenburg Grundriß der Geschichte, München 1984.

MOLNAR, AMADEO : Die Waldenser. Geschichte und europäisches Ausmaß einer Ketzerbewegung, Ber1in 1980.

QUELLEN ZUR GESCHICHTE DER WALDENSER : ed. Alexander Patschovsky, Kurt-Victor Selge, Texte zur Kirchen- und Theologiegeschichte, Heft 18, Gütersloh 1973.

RIVINIUS, KARL JOSEF : Zwischen Häresie und Orthodoxie : die Armutsbewegung des Mittelalters am Beispiel der Waldenser und der Franziskaner ; [Vortrag im Rahmen der Tagung "Consensus Fidelium -oder über die Verankerung der Lehre im Leben der Gläubigen", 4. -6. März 1988, gehalten] / Karl J. Rivinius. Katholische Akademie Schwerte. Schwerte 1990.

RUSSELL, JEFFREY B. : Dissent and Order in the Middle Ages, New York u.a.1984.

SCHNEIDER, MARTIN : Europäisches Waldensertum im 13. und 14. Jahrhundert, Berlin 1981.

SELGE, KURT - VICTOR : Die Ersten Waldenser, Bd.1 + 2, Berlin 1967.

TOURN, GIORGIO : Die Waldenser-Kirche. Die einzigartige Geschichte einer Volkskirche von 1170 bis zur Gegenwart, Erlangen 1980.

VINAY, VALDO : Waldes, in : Greschat, Martin (ed.), Gestalten der Kirchengeschichte, Mittelalter I, Stuttgart u.a.1983.

WEBER, EDMUND : Zur Dialektik der Entwicklung des Waldensertums im Mittelalter, vomehmlich nach dem sogenannten Passauer Anonymus, in : Federlin, Wilhelm-Ludwig / Edmund Weber, Unterwegs für die Volkskirche, Festschrift für Dieter Stoodt zum 60. Geburtstag, Frankfurt u.a.1987.


Anmerkungen:

[1] Die anonyme Chronik aus Laon aus den 20'er Jahren des 13. Jahrhunderts trägt deutlich legendenhafte Züge. Vgl. auch Amadeo Molnar, Die Waldenser. Geschichte und europäisches Ausmaß einer Ketzerbewegung, Berlin 1980 : 10 und Kurt - Victor Selge, Die Ersten Waldenser, Bd. 1 + 2 Berlin 1967 : 227.

[2] Bericht Stephan von Bourbon über die Anfänge der Waldenser, ed. A. Lecoy, in : Alexander Patschovsky, Kurt-Victor Selge, Quellen zur Geschichte der Waldenser, Texte zur Kirchen- und Theologiegeschichte, Heft 18, Gütersloh 1973 : 15 -18.

[3] Vgl. Werner Ernst, Martin Erbstösser, Ketzer und Heilige : Das religiöse Leben im Hochmittelalter, Wien u.a. 1986 : 274.

[4] Vgl. Ernst : 272.

[5] Vgl. Edmund Weber, Zur Dialektik der Entwicklung des Waldensertums im Mittelalter, vornehmlich nach dem sogenannten Passauer Anonymus, in : Federlin, Wilhelm-Ludwig / Edmund Weber, Unterwegs für die Volkskirche, Festschrift für Dieter Stoodt zum 60. Geburtstag, Frankfurt u.a. 1987 : 642.

[6] Vgl. Jeffrey B. Russell, Dissent and Order in the Middle Ages, New York u.a. 1984 : 46.

[7] Vgl. Ernst : 277.

[8] Vgl. Selge : 244

[9] Vgl. Giorgio Tourn : Die Waldenser-Kirche. Die einzigartige Geschichte einer Volkskirche von 1170 bis zur Gegenwart. Aus d. Ital. v. Bundschuh, Richard 1980 : 22.

[10] Vgl. Ernst : 278.

[11] Vgl. Weber : 643.

[12] Vgl. Selge : 247.

[13] Vgl. Karl Josef Rivinius, Zwischen Häresie und Orthodoxie : die Armutsbewegung des Mittelalters am Beispiel der Waldenser und der Franziskaner ; [Vortrag im Rahmen der Tagung "Consensus Fidelium - oder über die Verankerung der Lehre im Leben der Gläubigen", 4. - 6. März 1988, gehalten], Katholische Akademie Schwerte, Schwerte 1990 : 23.

[14] Vgl. Selge : 246.

[15] Vgl. Rivinus : 9.

[16] Vgl Ernst : 279.

[17] Vgl. Quellen : 17.

[18] Vgl. Rivinius : 19.

[19] Vgl. Molnar : 25.

[20] Vgl. ebd. : 26.

[21] Text des Glaubensbekenntnis des Waldes ed. A. Dondaine, in : James Fearns : Ketzer und Ketzerbekämpfung im Hochmittelalter, Göttingen 1968 : 40 - 41.

[22] Vgl. Ernst : 283.

[23] Vgl. Selge : 259.

[24] Vgl. Ernst : 283.

[25] Vgl. Rivinius : 22.

[26] Vgl. Ernst : 284.

[27] Vgl. Martin Schneider, Europäisches Waldensertum im 13. und 14. Jahrhundert, Berlin 1981 : 66.

[28] Vgl. ebd. : 69.

[29] Vgl. Valdo Vinay, Waldes, in : Greschat, Martin (Hrsg.), Gestalten der Kirchengeschichte, Mittel-alter I, Stuttgart u.a. 1983 : 242.

[30] Vgl. Selge : 182.

[31] Vgl. ebd. : 287.

[32] Vgl. Selge : 172.

[33] Vgl. ebd. : 172.

[34] Vgl. ebd. : 296.

[35] Vgl. Selge : 184.

[36] Vgl. Schneider : 60.

[37] Der genaue Verlauf der Konferenz wurde durch einen Bericht erhalten, den die lombardischen Waldenser ihren deutschen Brüdern zur Unterrichtung zusandten.

[38] Vgl. Tourn : 27.

[39] Sendschreiben der Lombardischen Armen über ihre 1218 in Bergamo mit den "ultramontanen" Waldensern abgehaltene Konferenz ("Rescriptum"), in : Quellen zur Geschichte der Waldenser, S. 20 - 44, Rescriptum 6.

[40] Vgl. Schneider : 62.

[41] Vgl. ebd.

[42] Quellen, Rescriptum 6.

[43] Vgl. Schneider : 62.

[44] Quellen, Rescriptum 22.

[45] Vgl. Selge : 176.

[46] Vgl. ebd. : 184.

[47] Quellen, Rescriptum 4.

[48] Vgl. Selge : 185.

[49] Vgl. Schneider : 63.

[50] Quellen, Rescriptum 4.

[51] Vgl. Hermann Jakobs, Kirchenreform und Hochmittelalter 1046 - 1215, Oldenburg Grundriß der Geschichte, München 1984 : 8.

[52] Vgl. Selge : 196.

[53] Vgl. Herbert Grundmann, Religiöse Bewegungen im Mittelalter, Darmstadt 1970 : 108.

[54] Vgl. Vinay : 243.

[55] Vgl. Selge : 303.

[56] Vgl. Schneider : 70.

[57] Vgl. Selge : 311.

[58] Vgl. Molnar : 233.

[59] Vgl. Tourn : 74.


Diese Arbeit wurde angefertigt im Wintersemester 1993/94
Seminar für Mittelalterliche Geschichte der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
Hauptseminar : Ketzer oder Heilige ?
Dozent : Prof. Dr. Hubert Mordek

© Stefan Mannes. mannes@ruf.uni-freiburg.de